Ein subjektiver Sport-Bericht von Mika Brzezinka
Text: M. Brzezinka
An einem kalten, nebeligen Tag im Januar 2025 begegnen sich Kinder und Jugendliche aus Deutschland, Polen und Tschechien zum ersten Berlin Open Youth Cup in Berlin-Neukölln. Im Hintergrund liefen in den letzten Tagen die Vorbereitungen zu dem neu eingeführten Turnier des Berliner Kendoverbandes auf Hochtouren. Nachdem die Feiertage alle in ein allgemeines Neujahr-Phlegma versetzt hatten und die Anmeldungen eher schleppend gingen, flatterten Anfragen, Fragen, Anregungen nur so herein.
Während der Präsident des Berliner Kendoverbandes Robin Grelewicz die Schlacht um eine größere Wettkampfhalle als verloren aufgeben musste, versteht er es heroisch und wohlweislich um 7 Uhr früh in der Halle zu sein, um Sportler, die normalerweise dort trainieren, zu verjagen. Währenddessen hat sich die Prager Gruppe rund um Jindra Ziegelheim im Morgengrauen aufgemacht, um rechtzeitig zum Turnierbeginn da zu sein und viele polnische und tschechische Eltern und Trainer begleiten die kleinsten Kinder nach Berlin, und einige enden später auch an den Turniertischen, um kräftig mitzuhelfen.
Die Halle platzt aus allen Nähten. Mit zwei Kampfflächen, wenig Platz am Rand gibt es keine kollisionsbedingten Unfälle, dafür um so skurrilere Fälle, wo sich vor dem Shushin während des Kampfes plötzlich jemand seinen Weg bahnt, oder sich die drei Kampfrichter ihren Weg erkämpfen müssen, um an die Eintrittslinie zu gelangen.
Eltern, die ihre Kinder anfeuern, Freunde aus den Dojos, die mitfiebern: Deutsch, Japanisch, Tschechisch und Polnisch schwirrt durch die Luft. Kinder, die sich auf Turnieren in Berlin, Prag und Breslau begegnet sind, begrüßen sich.
Das Turnier ist in drei Alterskategorien und einer Kihon Sektion aufgeteilt- als Bonus Teamkämfe mit gemischten Altersgruppen. Es gibt wunderschöne Kämpfe mit Kommittent, extra Kampfgeist und Mega Kiai. Es gibt Freude, Tränen mit sagenhaften Enttäuschungen, Kinder, die zum ersten Mal bei einem Turnier dabei sind und vor lauter Aufregung Men an- und ausziehen und wieder anziehen neben erfahrenen Kindern, die viele Jahre Kendo machen und in jungen Jahren schon Veteranen sind. Dazu gehören die beiden Jungen, die in der 1. Kategorie im Finale landen.
Im Finalkampf in der Kategorie 6-12 Jahre besiegt Tadek Uchanski aus Warschau, Warsaw Kendo Club seinen lange schon bekannten Kendokameraden aus Tschechien Jan Ziegelheim aus Prag, Sandomon. Richard Poremski aus Katowice, Yokokan und Kai Miura aus Berlin, Kokugikan teilen sich die 3. Plätze.
In der Kategorie 13-15 Jahre stehen sich Hugo Jouhanneau aus Berlin, Kokugikan und Aron Ziemendorf aus Leipzig, Polizeisportverein Leipzig im Finalkampf gegenüber und messen sich auf Augenhöhe. Ein stilistisch mitreißendes Duell mit einem Potential, das neugierig macht auf die nächsten Entwicklungsjahre. Die 3. Plätze gehen an On Takahashi, Berlin Kokugikan und Dominika Henclova aus Prag, Sandomon.
In der Kategorie Ü16 stehen sich Fynn Kinschewski Berlin, Yoshinjuku und Artur Churtayev aus Hradec Králové, Nozomi Dojo gegenüber. Ein spannendes Duell mit knappem Sieg von Artur Churtayev. Die beiden treffen im späteren Teamkampf im Finale erneut aufeinander – diesmal dann mit umgekehrtem Ausgang. In vielen Kämpfen herausragend Ha My Le Doan Berlin, Kenshinkai und Ha My Nguyen Berlin, Kokugikan, die unerschrocken gegen starke Jungs antreten und sie das Fürchten lehren. So schafft es Letztere in dieser Kategorie auf den 3. Platz mit Mikuláš Mistecký aus Hradec Králové, Nozomi Dojo.
In der Kategorie Kihon belegt Johannes Oldenburg aus Berlin, Tekkeikan den ersten und Aaron Richter aus Berlin, Tekkeikan den 2. Platz. Stolz wie Hirsche tragen sie die Medaillen nach Hause – es ist für Aaron das erste Turnier und für Johannes das zweite. Den dritten Platz belegt Lukáš Novotný aus Prag, Sandomon, nachdem er Adam Richter aus Berlin, Tekkeikan im Stichkampf besiegt.
Vizepräsident Dominik Biesalski versucht mit kreativen Einfällen, die auch kleineren Kinder durch den Tag zu bringen und beschäftigt zu halten. Am Ende ein experimentell angelegtes Teamturnier, wo die Ältesten, die normalerweise Taisho sind als Sempo starten- gewöhnungsbedürftig und erfrischend, um eingeschlafene Gehirnzellen wieder wachzurütteln.
Ein langer Turniertag, endet um 18 Uhr. Die übermüdeten Helfer, die kaum noch stehen können an den Tischen, werden noch einmal hektisch, um die vielen Urkunden zu beschriften, fehlerfrei die Preise verteilen zu können. Die Kampfrichter werden immer schweigsamer, die einen Tag vieler gemeinsamer Entscheidungen mit den polnischen und tschechischen Kampfrichterkollegen mit hochrangigem Kampfrichtercoaching von Jindra Ziegelheim ( 7. Dan Renshi), Robin Grelewicz ( 6. Dan Renshi) und Alvaro Gonzales ( 6. Dan) auf den Shiaijos hinter sich haben.
Der Vorraum, wo es Snacks, Hotdogs gibt, sieht aus, als wäre eine Horde hungriger Tiere durchgerauscht. Neue Verbindungen, Freundschaften, Bande mit Prag, Breslau, Hradec Králové, Katowice und Warschau werden bestärkt, neue Turnier- und Seminartermine ausgetauscht.
Wir blicken voller Vorfreude auf die kommenden Turniere in unseren Nachbarländern im Jahr 2025. Jindra verabschiedet sich mit folgenden Worten auf Japanisch: „Wir fahren heute wieder nach Prag zurück- das ist so was wie Kakarigeiko im Geiste.“ ( 20 Stunden auf den Beinen- dazwischen gecoacht und geshimpant). Das ist Kampfgeist.
Ergebnis Team und Kampfgeist: Team
- 3. Platz – Schmargendorf
- Lukáš Havel
- Aneta Kozik
- Johannes Oldenburg
- 3. Platz – Hellersdorf:
- Viktor Baláž
- Hugo-Louis Jouhanneau
- Matej Ziegelheim
- 2. Platz – Malchow:
- Moritz Nennstiel
- On Takahashi
- Jan Ziegelheim
- 1. Platz – Rummelsburg:
- Fynn Kinschewski
- Bruno Mateje
- Tadek Uchanski
- Kampfgeistpreis:
- Gauß Antonia
- Jerzy Banaszak
- Aneta Kozik